Den ständigen visuellen Dialog mit dem antiken Parthenon löste Bernard Tschumi mit seinem minimalistischen Ansatz durch Reduktion der verwendeten Materialien. Neben Marmor und Beton dominiert Glas mit mehr als 80 Prozent aller sichtbaren Innen- und Außenflächen des Gebäudes. Die Integration der 2.200 m² großen archäologischen Ausgrabungen in den Museumsbereich sowie die Einbeziehung der Atmosphäre von natürlichem Licht und der Akropolis wurde beispielhaft gelöst. Dem Besucher wird gleichzeitig der Blick auf die Exponate, den Parthenon und die Akropolis ermöglicht. Die Sicherstellung höchster Qualität der Bauausführung war für Aktor die Maxime für diese komplexe Aufgabe.
Bei den Verantwortlichen besteht aufgrund des energiesparenden Planungskonzeptes begründeter Optimismus die Auszeichnung mit dem GreenBuilding Zertifikat der EU zu erhalten.
Glas – wesentlicher Bestandteil des Designkonzepts
Um Transparenz - als Kontrast zum umgebenden Beton – sowie die leuchtenden und reflektierenden Eigenschaften des Materials zur Geltung zu bringen wird Glas nicht wie üblich durch Rahmen gehalten, sondern selbsttragend konzipiert ausgeführt. Neben Wind– und Sogbelastungen sind die Glassysteme so geplant, dass sie auch möglichen Erdbeben bis 6,5 auf der Richter-Skala standhalten können. Die Brillianz wird durch die Verwendung von DIAMANT – ein extraweißes Floatglas – unterstrichen, und damit der grünliche, glastypische Farbeindruck vermieden. Farbverfälschungen des natürlichen Tageslichts werden dadurch minimiert.
Die Bedeutung der Glaskonstruktionen im Gebäude, in bezug auf Funktionalität, veranlasste Aktor auf dem Weltmarkt einen Subunternehmer auszuwählen. Nichtzuletzt aufgrund der Referenzen qualifizierte sich ECKELT für die Konstruktion, Lieferung und Montage der Glasfassaden und Glaskonstruktionen.
Parthenon-Fassade
Diese besteht aus einer abgehängten, zweischaligen Glaskonstruktion. Die äußere VARIO Glaswand besteht aus Sonnenschutzisolierglas, die zweite innere Glashülle aus STADIP Verbundsicherheitglas wird im Abstand von 70 cm durch Glasstabilisatoren distanziert und endet ca. 2,25 m über dem Fußboden. Durch diese Konstruktion entsteht eine Kaminwirkung – kühle Luft strömt an der Unterkante der offenen Innenfassade ein und wird durch die Sonneneinstrahlung erwärmt und dadurch an der Außenverglasung nach oben geführt. Im Deckenbereich wird die erwärmte Luft mechanisch abgeführt.
Der Sonnenschutz des Isolierglases wird durch Verwendung von SUNEX 73/39, einer zusätzlichen STADIP COLOR Farbfolie und einer LITEX Bedruckung in 6 unterschiedlichen Designs erreicht, so dass bei Außentemperaturen von über 40°C die Raumtemperatur an der Innenfassade mit ca. 23°C begrenzt wird. Sonnensegel im Fassadenzwischenraum beschatten die exponierten Fassadenbereiche.

Fassadenschnitt Parthenon-Fassade: abgehängte Glaskonstruktion - zweischalig - außen VARIO, innen STADIP
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Parthenon-Fassade:
Detail unten
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Parthenon-Fassade:
Detail Mitte
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Parthenon-Fassade:
Detail oben
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Level-Fassade
Ein völliges anderes Konzept zur Vermeidung sommerlicher Überhitzung kam hier zum Einsatz. Vorspringende Geschoßdecken der darüber angeordneten Etagen beschatten die Fassade bei hohen Sonneneinstrahlungswinkel. Bei tiefstehender Sonne bewirken die nach außen angeordneten Glasstabilisatoren aus SERALIT LITEX-H - in Sonderfarbe BF1WS - die erforderliche Abschattung. Die eigentliche 9,3 m hohe Glasfassade wurde auch hier mit VARIO structural glazing System und gleichen Sonnenschutzmaßnahmen wie die Parthenon-Fassade ausgeführt, die statische Anbindung an die Glasstabilisatoren wurde mit Beschlägen im System FINS+BEAMS hergestellt.

Fassadenschnitt Level-Fassade: abgehängte VARIO-Fassade mit außenliegenden Glasstabilisatoren mit SERALIT LITEX Bedruckung
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Level-Fassade:
Detail unten
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Level-Fassade:
Detail Mitte
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Level-Fassade:
Detail oben
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Neben Wind- und Sogbelastung sind die Glassysteme so geplant, dass sie auch möglichen Erdbeben bis auf 6,5 auf der Richter-Skala standhalten können.
Glasböden und Treppen
Im gesamten Museumsbereich, aber insbesondere über den archäologischen Ausgrabungsstätten in den unteren Etagen, wurden begehbare Glasböden aus LITE-FLOOR großzügig eingeplant. Diese gestatten ein unmittelbares Erleben der Ausgrabungen. Auch kleinere Sichtfenster mit Blick in Exponatbereiche gewähren sichere und interessante Eindrücke.
Glasgeländer und Attika-Verkleidung
Die obersten Fassaden schließen mit einer diskreten Verkleidung der Attika-Bereiche aus EMALIT-H schwarz BF4WW ab. Um den transparenten Charakter auch in den Ausstellungsräumen beizubehalten wurden im Fußboden eingespannte Nurglas-Brüstungen montiert. Insgesamt besitzt das Gebäude mehr als 11.000 Quadratmeter Glasfläche.
Vor Überraschungen schreckt Bernard Tschumi nicht zurück - Der Standard 27. Juni 2009